Haarige Sache: antiker Schmuck aus Haaren

Es sind kleine filigrane Kunstwerke und sie sollten ihre Besitzer an die Liebsten erinnern: antike Schmuckstücke mit Menschenhaar oder Schmuck aus Menschenhaar. Die Vorstellung, Schmuck aus Haaren zu tragen, empfinden heutztage viele als befremdlich oder unheimlich. Aber in der Biedermeierzeit und auch danach, bis zum Übergang in das 20. Jahrhundert, war es durchaus üblich, die Haare von anderen bei sich zu haben. Haare galten als etwas Kostbares und etwas sehr Persönliches. Auch wurde und wird heute noch Haaren Lebenskraft zugeschrieben. Die Haare eines anderen zu besitzen, bedeutete den Menschen daher früher viel.

Welche Schmuckstücke aus Menschenhaar gibt es?

Um die Haare eines anderen bei sich zu haben, wurden diese früher zu verschiedenen Schmuckstücken verarbeitet:

  • Uhrenkette aus Menschenhaar
  • Medaillon mit Haaren
  • Ringe und Ohrringe aus Haaren
  • Kettenanhänger aus Haar, z.B. ein Kreuz
  • Haarbilder
  • Broschen mit Haaren (Memory-Broschen)
  • Haarkränze aus Haaren

Herstellung von Schmuck aus Haaren

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Alle diese Schmuckstücke aus Haaren waren entweder Klosterarbeiten, wurden in Heimarbeit hergestellt oder von Perückenmachern. Letztere waren spätestens durch die französische Revolution quasi über Nacht arbeitslos geworden und versuchten, auf andere Art und Weise mit ihrem Können Geld zu verdienen: So fertigten sie statt Perücken kunstvolle Haarbilder. Häufiges Motiv bei den Haarbildern ist ein Gedenkstein neben einer Trauerweide. Solche Haarbilder sollten an einen verstorbenen Menschen erinnern. Die zarten Objekte aus Haaren entstanden durch verschiedene Techniken: Das Menschenhaar wurde geknüpft, geflochten oder sogar geklöppelt. Im Folgenden möchte ich euch exemplarisch Broschen mit Haaren (werden in Kürze auch in der Kategorie Sammeln und Seltenes -> Antikschmuck im Online-Shop Vintage Treasure eingestellt) und einen Haarkranz aus Haaren vorstellen.

Antiker Trauerschmuck: Memory-Brosche aus Haaren

Der Ursprung der Schmuckstücke aus Haaren liegt übrigens im viktorianischen England (das ist der Zeitraum von 1937 bis 1901, in dem Königin Victoria in England regierte). Typische Haar-Schmuckstücke aus dieser Zeit sind sogenannte Memory-Broschen. Ist ein nahestehender Mensch verstorben, hat man eine Haarsträhne von dieser Person in so einer Brosche hinter Glas verewigt. Deshalb sind diese alten Broschen auch als Trauerschmuck oder Trauerbroschen bekannt.

memory-brosche

Die Memory-Broschen aus Gold oder Schaumgold haben oft einen rocaillengeformten Broschenrand mit schwarzen Emaille-Flächen. Ganz typisch für diese Art von Schmuckstücken ist, dass auf den emaillierten Flächen umlaufend „In Memory of“ steht. Mittig auf der Brosche, hinter Glas geschützt, ist das Haar platziert. Das kann entweder eine Haarlocke sein – auch Prince-of-Wales-Locke genannt – oder ein kleines Haargeflecht.

Haarkränze aus Haaren

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Bei diesem traumhaften Kranz aus Haaren handelt es sich vermutlich um einen Brautkranz.       Der Kranz ist aus verschiedenfarbigen Haaren hergestellt.

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Die Haare wurden kunstvoll zu feinen Blüten verarbeitet.

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Winzige türkisblaue Perlen im Haarkranz setzen kleine farbige Akzente.

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Aber Haarkränze wurden auch aus Haaren von verstorbenen Personen gebunden und zur privaten Erinnerung in einem Kranzkasten im Haus aufbewahrt. Auf der Seite des Heimatvereins der Nordseeinsel Borkum bin ich auf einen ähnlichen Haarkranz gestoßen. Dieser wurde aus den Haaren einer Verstorbenen gefertigt. (www.heimatverein-borkum.de/november-de-stille-maand-mit-gedachten-mensken-dej-dr-neit-mehr-bin-borkumer-zeitung) Auch meinen Kranz werde ich in einem schönen Kasten zur Schau stellen. Den Kasten habe ich bereits, doch fehlt mir noch ein samtbezogenes Kissen, auf dem der Kranz aufliegen soll. Übrigens: In meinem Blogbeitrag „Globe de mariée – Konservierte Liebe“ habe ich über die Globe de mariées berichtet. Bei diesen Globe de mariées gab es häufig auch kleine Kästchen, in denen unter anderem die Haarlocken des Paares oder des ersten gemeinsamen Kinds aufbewahrt wurden.

Weiterführende Links zum Thema Schmuck aus Haaren

Dieser Beitrag gibt nur einen Einstieg in das Thema Schmuck aus Haaren. Wer mehr darüber erfahren möchte, dem empfehle ich folgende Links:

  • www.haarschmucksammlung.de
  • https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/kb/article/viewFile/10654/4505

Ich hoffe, der Beitrag hat euch gefallen. Ich wünsche euch einen guen Start in die Woche! Liebe Grüße, Eure Selma          

2 Meinungen zu “Haarige Sache: antiker Schmuck aus Haaren

  1. marianne schuh sagt:

    Da ich auch so ein besonderes Kunstwerk aus Haaren habe , einen Kranz…….wollte ich mich informieren ob das einen Wert darstellt, da ich eigentlich kein Interesse mehr daran habe und es nur rumliegt. Es ist sehr interessant zu lesen , welche Geschichte dahinter steckt. Herzlichen Dank und freundliche Grüsse . Marianne Schuh

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