Letztens machte ich auf einem Antik-Markt eine interessante Beobachtung. Da lagen an einem Stand alte Messerbänke aus Porzellan. Und viele der Besucher gingen vorbei und rätselten, wozu diese weißen Klötzchen denn wohl gut seien.
Sie wussten nicht, dass es Messerbänke sind. Woher auch. Heutzutage sieht man so etwas so gut wie gar nicht mehr auf eingedeckten Tischen. Und nicht nur die Messerbänke sind heute verschwunden. Auch einige andere Dinge, die bei früheren Generationen tagtäglich im Gebrauch waren, sind heute „ausgestorben“. Dabei sind das teilweise sehr nützliche Dinge: Die Messerbänke zum Beispiel dienen zur Ablage des benutzen Bestecks, um den Teller frei zu haben und nicht das Tischtuch oder den Tisch zu beschmutzen. Es gibt sie aus Porzellan, Pressglas, Kristallglas oder aus Metall. Als Tierfiguren, in Knochenform, quaderförmig…. in allen Variationen.
Praktisch auch der alte Knochenhalter oder Keulenhalter: Ein Besteckgriff, an dessen einem Ende eine Art „Schraubzwinge“ mit Flügelschraube sitzt. Hier wird dann die Keule oder der Knochen „eingespannt“ und fixiert, sodass man sich beim Essen nicht die Hände schmutzig machen muss und die Keule auch nicht vom Teller springen kann.
Ein ebenfalls in Vergessenheit geratenes Utensil ist die „Tellerablage“. Ein Muschel- oder nierenförmiges Tellerchen aus Metall, das einfach an den Tellerrand geklemmt wird. Darauf kann man dann entweder eine Sauce zum Dippen auffüllen oder es auch für kleinere Tischabfälle wie Gräten oder Lorbeerblätter nutzen.Völlig unverständlich, warum es so etwas nicht mehr gibt.
Aber die früheren Sachen waren nicht nur durchdacht und praktisch – sie waren auch sehr kunstvoll, wie diese alten Besteckgriffe aus Bein zeigen. Insbesondere bei den englischen Fischbestecken findet man nicht nur filigran geschnittene Griffe, ….
…. sondern auch fein ziselierte Klingen. Diese Klinge auf dem Bild rechts gehört zu einem alten englischen Fischbesteck aus dem Jahre 1860 und zeigt einen Fisch. Unten die Klinge gehört zu einem antiken englischen Vorlegebesetck.
Umfunktioniert und zweckentfremdet
Heute wiederentdeckt sind Salznäpfe bzw. sogenannte Salieren und Senftöpfe. Sie kommen für Salz, Gewürze und Soßen zum Einsatz – werden aber auch manchmal mit einem Teelicht zu einem Teelichthalter umfunktioniert und als stimmungsvolle Tischdeko genutzt. Auch die Puderzuckerstreuer erleben eine Renaissance – sie sind hübsch anzusehen und auch noch praktisch. Beim Waffelessen mit Puderzucker gefüllt oder mit Kakaopulver zum Kaffee mit Milchschaum. Gleiches gilt für die Puderzuckerstreuer-Löffel, das sind Löffel, die in ihrer Laffe kleine Löcher zum Streuen haben. Sie sind auch wunderbar für Oliven, Silberzwiebeln oder ähnliches geeignet, um diese aus dem Glas oder Schälchen zu fischen und etwas abtropfen zu lassen.
Buchtipp:
Einen schönen Überblick über die nützlichen und schönen Dinge rund um die Ess- und Lebensweise vergangener Zeiten bietet das Buch „Tischkultur und Lebensart“ von Inés Heugel, erschienen im Christian Verlag. Hier erfährt der Leser viel Interessantes und Wissenswertes über Porzellan, Gläser, Besteck, Silber und weitere Accessoires rund um die gedeckte Tafel. Neben der geschichtlichen Entwicklung der Gerätschaften werden hier auch die Verwendung der einzelnen Dinge sowie Dekore, Manufakturen etc. beschrieben und abgebildet. Wer weiß schon, wie ein Eisschaber oder Nussknacker um 1900 aussah? (Anm.: Der Eisschaber wie eine kleine Sichel, der Nussknacker wie eine Daumenschraube…) Auch das eben beschriebene Keulenbesteck findet man in diesem Buch.
Praktisch sind die Tipps für Sammler: „Woran erkenne ich ein altes Glas“, „Was muss man beim Kauf von Silber beachten“ etc… All das wird zusätzlich mit schönen, stimmungsvollen Bildern veranschaulicht.
Hallo 🙂
sehr schöner Artikel und wirklich tolle (!!!) Bilder. Messerbänke habe ich auch zu Hause, wobei sie tatsächlich kaum benutzt werden. Schade eigentlich. Aber es stimmt schon, nur wenige kennen diese Sachen noch – leider.
Lieben Gruß
Björn 🙂
Hallo Björn, danke! Soll ich was verraten? Die Fotos wurden mit einer Handykamera aufgenommen. Es gibt so viele Dinge, von denen heute keiner mehr weiß. Ich habe zum Beispiel auch ein Stereoskop mit ganz vielen Ansichtskarten. Hochinteressant. Vielleicht schreibe ich da auch mal einen Beitrag drüber. 🙂 Liebe Grüße, Selma